Wie funktioniert bei euch eine Doppel- oder sogar Mehrfach-Traktion, wenn Loks beteiligt sind, die stark unterschiedliche Charakteristiken haben? Das Ziel soll ja sein, dass alle beteiligten Loks jederzeit ungefähr gleich schnell fahren würden, auch wenn sie nicht zusammengekuppelt wären. Dies unter anderem um viel Reibung und Verschleiss zu verhindern und auch damit die effektive Geschwindigkeit der Traktion möglichst vorausbestimmbar ist.

Ich möchte dies an einem Beispiel einer Doppeltraktion zeigen:

 

Es sind zwei Loks, eine schnellere (Lok 22) und eine langsamere (Lok 32) in der Doppeltraktion beteiligt.

Die Lok 22 fährt in dieser Traktion rückwärts. Sie hat eine Rückwärts-Höchstgeschwindigkeit von 179.927 km/h.

Die Lok 32 fährt in dieser Traktion vorwärts. Sie hat eine Vorwärts-Höchstgeschwindigkeit von 126.373 km/h.

 

Voraussetzung ist, dass die beteiligten Loks kalibriert (eingemessen) worden sind. Das Kalibrieren ist ein automatisierter Vorgang und wird von uns immer dann durchgeführt, wenn an einer Lok ein Decoder eingebaut, oder am eingebauten Decoder Parameter-Werte verändert worden sind. Beim Kalibrieren wird die Lok mit jeder Fahrstufe (bei Selectrix sind das die Fahrstufen 1 bis 31) in jeder Fahrrichtung über eine Messstrecke bewegt und dabei wird die jeweilige Geschwindigkeit mit Hilfe unserer in die Anlage eingebauten Reed-Kontake gemessen.

 

Die Ergebnisse der Kalibrierungen der Loks 22 und 32 sieht man in den beiden folgenden Tabellen. Die Tabellen sind als Dateien abgelegt und werden beim Aufstarten der Steuerungs-Software von dieser eingelesen und somit stehen diese Daten während des Fahrbetriebes zur Verfügung.

Lok 22 Kalibrierungs-Tabelle
Lok 22 Kalibrierungs-Tabelle
Lok 32 Kalibrierungs-Tabelle
Lok 32 Kalibrierungs-Tabelle

Der Zug mit der Doppeltraktion wird nun aus dem Stillstand langsam auf 80 km/h beschleunigt. Ungefähr alle 50 Millisekunden, d.h. 20 x pro Sekunde wird von der Steuerungs-Software die neue Sollgeschwindigkeit berechnet. Anschliessend wird in der Kalibrierungs-Tabelle jeder beteiligten Lok ermittelt, welche Fahrstufe der gewünschten Geschwindigkeit am nächsten kommt. Wenn sich die ermittelte Fahrstufe geändert hat gegenüber der, die der entsprechenden Lok zuletzt zugeteilt wurde, wird ihr die neue Fahrstufe gesendet. Das Intervall von 50 Millisekunden ist nicht immer haargenau gleich (es hängt von der Belastung des Rechners ab). Das spielt aber keine Rolle, weil bei jedem neuen Berechnungs-Vorgang die effektiv verstrichene Zeit (mal 50ms, mal 51, mal 52) berücksichtigt wird.

 

In dem folgenden Log-Auszug (ganz links ist die Uhrzeit in Stunden, Minuten, Sekunden und Millisekunden) sieht man die Beschleunigung von 0 bis 10.872 km/h. Immer wenn eine neue Fahrstufe ermittelt wurde und der Lok gesendet wird, sieht man im Log auch eine entsprechende Meldung. Mit Hilfe der obigen Kalibrierungs-Tabellen kann man genau nachvollziehen, wie die Ermittlung der Fahrstufen zustande kommt.

Log-Auszug 1
Log-Auszug 1

Und hier die Beschleunigung von 42.596 km/h auf 54.684 km/h. Man beachte, dass sich das innerhalb von nur 3 Sekunden abspielt.

Log-Auszug 2
Log-Auszug 2

Und zuletzt noch die Beschleunigung von 68.994 auf 80.000 km/h.

Log-Auszug 3
Log-Auszug 3

Beim Abbremsen funktioniert es auf die gleiche Art, einfach umgekehrt.

Und dass es nicht nur für Doppel-Traktion funktioniert, sieht man hier sehr eindrücklich:

Letzte Änderung auf dieser Seite: 15.05.2014